Ich demonstriere: Für Schnee!

Wer Schnee verflucht, hat irgendetwas massiv vergessen – slow down – unsplash/Josh Hild

Moin, heute melde ich mich wieder zurück aus dem Winterschlaf… und überlege, ob ich eine Demonstration FÜR SCHNEE anmelde…

Hier in Hamburg, nördlich der Elbe, fällt seit vielen Jahren so gut wie kein Schnee mehr – im  krassen Gegensatz dazu war meine ebenfalls hier verbrachte Kindheit in den 1970er und 1980er Jahren von echten Schneewintern geprägt, von Schneeburgen, Eislaufen auf Naturseen, von Schneeballschlachten auf dem Schulhof, von Eisengeln mit der ersten Freundin, von in Schnee getretenen Herzen… ok, stopp, ich werde sentimental.

Und heute…? Keine Flocke.

Hamburgs Winter sind grau in grau, windig und nasskalt – in einem Wort: widerlich.

Das könnte ganz, ganz eventuell etwas mit den beeindruckenden Graphen z.B. eines Al Gore zu tun haben.

Es gibt noch einen zweiten Grund für Schnee zu demonstrieren: Die Entfremdung der westlich geprägten Menschen vom Schnee. Hallo? Schnee ist Natur. Schnee ist das Leben. Thema der Demo: Wir sind Teil der Natur.

Deutschland scheint geteilt – in Schneeliebhaber und diejenigen, die „nur noch genervt“ sind. Letztere sind meist: Autofahrer. Ja, ich weiß, es ist gefährlicher bei Schnee und Glätte Auto zu fahren. Und es gibt auch mehr Staus, die an den Nerven zerren. Ja, verstehe ich.

Aber ehrlich, wenn Menschen anfangen über Unvermeidliches zu schimpfen und zu meckern, über Natur und damit über das Leben – und ganz nebenbei bemerkt auch noch etwas, worüber sie sich in ihrer Kindheit und Jugend – ergo: bevor sie den Führerschein in den Händen hielten- mutmaßlich freuten, dann sind sie m.E. nicht mehr: bei sich selbst.

Schnee macht den dunklen Winter: hell. Aus grau wird weiß. Alles ist wie in Watte gepackt. Alles klingt ein wenig dumpf, als hätte man am Equilizer rumgedreht… Es ist stiller als sonst. Und wir haben plötzlich, ausgeliefert wie wir sind – und wenn wir loslassen: mehr Zeit. Wow.

Schnee (und allgemein: Wetter) ist einiges der wenigen Dinge, die wir Menschen bislang nicht (direkt) beeinflussen … Schnee erinnert uns, wer wir eigentlich sind, wir abschotteten scheuklappentragenden Bildsschirmtrottel.

Anscheinend werden viele Menschen nicht gern daran erinnert, was/wer sie eigentlich sind.

Ich für meinen Teil liebe: Schnee.

Marc Pendzich.


Dieser Gedankengang erschien erstmals am 12. Januar 2018. Zuletzt geändert am 22. April 2022.


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