Pressemeldung: Verlust hunderttausender Arbeitsplätze befürchtet

Hamburg, 21. Dezember 2018. LebeLieberLangsam aktuell.

Unsere Lebensversicherung – slow down – unsplash/Karsten Würth

Der Anti-Lobbyist Dr. Marc Pendzich äußert im Interview mit LebeLieberLangsam.de, dem Online-Portal für zukunftsoffenes Leben, die Befürchtung, dass im Bereich ‚deutsche Automobilindustrie und der Zulieferbetriebe inklusive Mittagspausenbratwurstbuden und Currywurststände in den Regionen Stuttgart, München und Wolfsburg‘ der Verlust hunderttausender Arbeitsplätze zu befürchten sei.

Pendzich zu Folge haben die Management- und Vorstandsebenen der deutschen Automobilindustrie seit 10, 15 Jahren massiv jegliche Innovation verschlafen und verhindert. „Dabei lernt man im BWL-Studium sozusagen in der ersten Veranstaltung, dass Stillstand Rückschritt bedeutet“, so Pendzich. Exorbitante Managergehälter, unbegründete Boni in unbegründbarer Höhe, Abfindungen als Belohnung für Missmanagement, Unternehmensbeteiligungen via Aktienpakete sowie das fehlende Unternehmungshaftungsgesetz in Deutschland hätten dazu beigetragen, dass die Führungsebenen von „VWBMW&Co“

  • sich aus jeder Verantwortung für ihre Mitarbeiter:innen und deren Familien gestohlen,
  • jegliche Zukunftsorientierung für ihre Branche aus den Augen verloren und
  • sich in mittlerweile nicht mehr zählbare Mauscheleien und Skandale verstrickt hätten rund um
    • AdBlue-Geheimtreffen (wenn Sie davon noch nie gehört haben, wissen Sie jetzt, wie geheim diese Treffen waren),
    • wahrscheinliche Kartellbildungen,
    • durchsichtige undurchsichtige Lobbyarbeit bei der Pkw-Energieverbrauchskennzeichnungsverordnung,
    • illegale Abschalt-Softwares inkl. massivem Betrug bei Abgaswerten („Dieselgate“) in globaler Dimension,
    • den Verkauf nicht geprüfter Versuchsmodelle (VW) und
    • erschlichene Auto-Zulassungen (Audi, Südkorea) etc pp. pp.

(>> Belege am Ende dieser Pressemeldung).

Damit wurde nach Auffassung von Pendzich nicht nur der Ruf des „Golfstaates Deutschland“, sondern darüber hinaus der Wirtschaftsstandort Deutschland bzw. die Marke „Made in Germany“ objektiv beschädigt, worunter auch andere Branchen, deren Arbeitnehmer:innen und die jeweiligen Angehörigen zu leiden hätten. Und selbstredend auch die Steuerzahler*innen.

Die erpresserische Drohung mit in Aussicht gestellten Arbeitsplatzverlusten habe eine schlechte Tradition in Deutschland, sie sei das Totschlagargument gegen jegliche zukunftsnotwendige Erneuerung und lenke allzu oft von eigenen Versäumnissen ab. Dieses selbstverschuldete Desaster nun, wie aktuell geschehen, Brüssel zuzuschieben, sei ebenso falsch wie lächerlich. „Wenn überhaupt, könne man Brüssel lediglich vorwerfen, dass es bei der Verschärfung von CO2-Grenzwerten so spät handelt“, ergänzt Marc Pendzich.

Wenn die Automobilindustrie sich in den nächsten Jahren möglicherweise in Luft bzw. CO2 auflöse, so Pendzich, so sei das in erster Linie gierigen Managern und Vorständlern zu verdanken, die sich im „unerfreulich legalen jedoch illegitimen Maße bereichert“ hätten und als „reine Männerbrigade lieber im Bordell gruppendynamisch ‚einen wegstecken‘ anstatt sich um die Zukunft ihrer Unternehmen und ihrer Mitarbeiter:innen zu sorgen“. Pendzich möchte diesen Aspekt auch als Forderung nach ausgeglichenen Geschlechterverhältnissen in den Führungsebenen von allen mittleren und großen Unternehmen verstanden wissen, weil dann die Unternehmenskultur „auto(!)matisch eine auf angenehme Weise andere“ werde.

Selbstredend solle man nicht alle Topverdiener1 der Branche über einen Kamm scheren – richtig sei vielmehr, dass es auch Manager gäbe, die sich redlich verhalten.
Hätten die „Deppen“ [Anmerkung der Redaktion: Wir haben hier den eigentlich von Pendzich verwendeten Begriff durch eine entschärfte Formulierung ersetzt] jemals auch nur ansatzweise zukunftsorientiert gehandelt, so gäbe es jetzt keine oder zumindest kleinere Probleme. Auch wären vor 15 bis 20 Jahren, in Zeiten der politischen Forderungen nach dem Drei-Liter-Auto niemals die sogenannten aber garantiert nicht sportlichen Sprit-schluckenden Straßenpanzer namens „Sport Utility Vehicles“, kurz: SUV, eingeführt worden. Der Schrei „Arbeitsplatzverluste“ sowie die Drohung, Autos würden künftig teurer, sei im Sinne dieser „Zukunftsblindheit aus Gründen der Gier“ zynisch und als reine Selbstanklage zu bewerten. Auch attestiert Pendzich den aktuellen Rufern nach Geld vom deutschen Staat bzw. von der:dem Steuerzahler:in als Ausgleich für strengere CO2-Grenzwerte angesichts der von ihnen verantworteten extremen Rechtsverletzungen mit entsprechenden Geldstrafen, Schadensersatzleistungen und gewinnabträglichen Auto-Rückkäufen eine „gestörte Selbstwahrnehmung“ ohne jedes Rechts- und Anstandsempfinden.

Erläuterung zu (1)

1 Pendzich weigerte sich übrigens in unserem Interview, für Manager, Vorständler und Topverdiener der Automobilbranche das von ihm ansonsten stets verwendete Gendering einzusetzen. Er zitiert dazu Hagen Rether, der 2018 gesagt hat: „Ich habe neulich in der New York Times gelesen, die haben eine Studie rausgebracht es gibt in deutschen DAX-Vorständen mehr Männer die Thomas heißen als Frauen.“ (vgl. Handbuch Klimakrise, Abschnitt Generationengerechte Politik für die Zukunft: Klima, Ökofeminismus und Parität  

Im Übrigen dürfe man allgemein nicht vergessen, dass ein grundlegender Verlust von Arbeitsplätzen unabhängig von den aktuellen und mehr als überfälligen EU-CO2-Grenzwerten ohnehin zu erwarten sei, weil die großen Autokonzerne im Rahmen der sog. Industrie 4.0 derzeit Fabriken bauten (vgl. „Factory 56“ bei Stuttgart-Sindelfingen), in denen niemand mehr „eine Schraube dreht“, sondern nur noch wenige Beschäftigte für die Wartung der Roboter und der Steuerungssoftware benötigt würden. Was bedauerlicherweise ’normal‘ sei, so Pendzich, denn Kapitalismus sei am Ende schlicht „ein anderes Wort für Effizienzsteigerung durch Vernichtung menschlicher Arbeitskraft“. Die laute Klage der sog. Manager sei daher auch in diesem Sinne „doppelzüngig, altbekannt, totlangweilig und nervig zugleich“. Auch deren mit „scheinbarer Besorgnis vorgetragenen Warnungen“ seien „schlicht und einfach peinlich“, weil es diesen „unersättlichen Egozentrikern mit den Dollarzeichen in den Augen garantiert niemals um das Wohl anderer“ gehe. Von den abhängig Beschäftigten werde Loyalität, Flexibilität und Opferbereitschaft erwartet. Umkehrt werden Arbeiternehmer:innen ‚freigesetzt‘, damit die Aktionär:innen Beifall klatschen: „Shareholder Value ist die Pest für Arbeitnehmer:innen, Gesellschaften, Klima, Artenvielfalt und Mitwelt“, meint Pendzich – und sei umgehend als „eine der schlechtesten Ideen aller Zeiten auf dem Misthaufen der Geschichte zu entsorgen“. Wirtschaft unterliege gemäß bundesdeutschem Grundgesetz der Sozialbindung und sei daher entgegen landläufiger Meinung mitnichten Selbstzweck, sondern qua Definition alles in allem zum Wohle der Gesellschaft da. Diese Auffassung sei seit dem Thatcherismus, seit Geburt des unsäglichen Neoliberalismus, verloren gegangen. Es sei heute „mehr als an der Zeit, sich darauf zu besinnen – und ohnehin endlich mal juristisch zu überprüfen, inwieweit Shareholder Value in Deutschland verfassungswidrig ist“.

Des Weiteren sei der „konfliktscheue Kuschelkurs der Bundesautobahnkanzlerin mit den Autobonzen“ alles andere als eine gute Idee gewesen. „Das rächt sich jetzt“, so Pendzich, der nach eigenen Worten „gespannt ist, wie man eines Tages rückblickend die Arbeitsbilanz Angela Merkels bewerten wird, die als promovierte Physikerin in ihrer Eigenschaft als Umweltministerin die allererste Klimakonferenz im Jahre 1995 leitete und doch wider besseres Wissen über Jahrzehnte nach Pendzichs Ansicht eine allzu lobbyfreundliche und jetzt nach hinten losgehende Politik „der ruhigen Hand im Sinne ihres geistigen Ziehvaters, Helmut Kohl, durchgezogen“ habe. „Apropos ‚ruhige Hand‘: Was in den 1980er Jahren vielleicht vernünftig war, ist noch lange nicht in den ersten Jahrzehnten des 21. Jahrhunderts richtig.“ Und: „Wo ständen wir heute in Deutschland und in Europa mit einer Angela Merkel, die ihrem [in Pendzichs Augen irritierend] guten Ruf als ‚Klimakanzlerin‘ gerecht geworden wäre?“, legt Pendzich den Finger in die Wunde.

Indes sollten die Manager und Vorstände der Automobilindustrie die abgegriffene Keule „Arbeitsplätze“ mal stecken lassen und sich umgehend allesamt selbst entlassen, damit endlich der Neustart in eine technologieoffene, aber emissionsfreie Zukunft gestartet werden könne. Von den „Deppen“ [Anm. der Redaktion: Hier wurde ein weiterer Begriff ersetzt.] brauche – finanziell gesehen – sowieso nie mehr einer zu arbeiten, und das sei dann wohl auch besser so. Eine solche Gruppen-Selbstentlassung sei auch das Mindeste vor dem Hintergrund, dass sie aufgrund ihrer psychischen Befunde – sichtbar durch Selbstherrlichkeit, Selbstüberschätzung sowie Größenwahn -, Machtmissbrauch betrieben haben auf Kosten von hunderttausenden Arbeitnehmer:innen und deren Angehörigen, die nun bald möglicherweise vor dem finanziellen Ruin ständen.

Wir alle, unter Einschluss der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer der Autoindustrie, müssten uns aber auch die Frage gefallen lassen, so Pendzich, ob nicht unsere allzu große Sucht nach Bequemlichkeit und dem damit verbundenen Rückzug ins Private – also auch dem Rückzug aus dem Politischen – nicht all diesen Mist erst ermöglicht habe: „Demokratie heißt Teilhabe.“ Dieses Wissen sei irgendwo in den Konsumtempeln und Shoppingmalls beim Rumdaddeln auf dem Smartphone verloren gegangen: „Wer keine Grenzen setzt, muss sich nicht wundern, wenn andere grenzenlos werden.“Abschließend zieht Pendzich in unserem Interview das Fazit, dass Stillstand in diesem Fall nicht nur Rückschritt bedeute, weil ohne eine emissionsfreie Zukunft schließlich nicht nur im Bereich ‚deutsche Automobilindustrie und Zulieferbetriebe inklusive Mittagspausenbratwurstbuden und Currywurststände in den Regionen Stuttgart, München und Wolfsburg‘ der Verlust hunderttausender Arbeitsplätze zu befürchten sei, sondern der generelle Verlust aller Arbeitsplätze, weil das Klima bzw. die Natur im Gegensatz zu lobbyhörigen Angela Dobrinths [sic!] nicht mit sich verhandeln lasse. Die Natur sei – im Unterschied zur freiwilligen-Selbstverpflichtungs-Autokratie ‚Deutschland‘ und Ihrer Diener:innen – gegen penetrante Lobbyarbeit unempfindlich, gar imprägniert, so Pendzich. – „Da perlt alles ab, notfalls sogar die Menschheit.“ Nur ein rechtzeitiges und mittlerweile sofortiges Umschwenken der Bundesrepublik Deutschland, ihrer Bürger:innen und auch der Menschheit halte die Zukunft offen und bewahre uns Menschen in Deutschland die Chance, auch künftig noch so etwas wie einen gemäßigten Wohlstand leben zu können.

Autor: Marc Pendzich, Niederschrift eines Berichtes inkl. eines Interviews mit sich selbst.


Dieser Gedankengang erschien erstmals am 21. Dezember 2018. Zuletzt geändert am 20. September 2022.


Quellen und Anmerkungen

Thema „Geheime Treffen & Absprachen in Sachen AdBlue & Co und mögliche Kartell-Bildung“ siehe:

Dohmen, Frank und Hawranek (2017): „Absprachen zu Technik, Kosten, Zulieferern: Das geheime Kartelle der deutschen Autobauer“. in: Der Spiegel , 21,7,2017, online unter:

und

Zeit (2017): „Diesel-Skandal: VW, Audi ,Porsche und Daimler sollen Kartell gebildet haben“. in: Die Zeit 21.7.2017, online unter

Thema „Pkw-Energieverbrauchskennzeichnungsverordnung“ – das vielleicht längste Wort der deutschen Sprache, siehe

  • Gertten, Frederik (2015): Bikes vs Cars. Film-Doku.

siehe auch

DUH (2013): „Pressemitteilung: Autolobby schrieb Rechtsverordnung zur Energiekennzeichnung von Pkw in weiten Teilen selbst“. in: Deutsche Umwelthilfe, 28.10.2013, online unter:

Transparenz durch Offenlegung: Marc Pendzich ist Fördermitglied der Deutschen Umwelthilfe (DUH).

Thema „Verkauf ungeprüfter Versuchsfahrzeuge durch VW“, siehe

Spiegel (2018): „Neuer Skandal: VW hat Tausende Risikofahrzeuge ungeprüft verkauft“. in: Der Spiegel, 7.12.2018, online unter

Thema „erschlichene Autozulassungen in Südkorea“, siehe

Peitsmeier, Henning (2018): „Skandal in Südkorea: Auch bei der Zulassung hat Audi manipuliert“. in: FAZ, 8.10.2018, online unter

Thema „Fabrik ohne Menschen“, vgl. Hinweis zu „Factory 56“ bei Stuttgart-Sindelfingen aus

Heuser, Uwe Jan et al. (2018): „Zukunft der Arbeit: Was machen wir morgen?“. in: Die Zeit Nr. 18/2018, 26.4.2018, online unter:

Allgemein zum Thema „Die Zukunft der Arbeit“ siehe

  • Precht, Richard David (2018): Jäger, Hirten, Kritiker: Eine Utopie für die digitale Gesellschaft. Goldmann.
  • Precht, Richard David (2022): Freiheit für alle. Das Ende der Arbeit wie wir sie kannten. Goldmann.

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